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Lyrik Archiv
2013
vergebens
ich wollte ein lied dir singen
doch kam nur ein krächzen heraus
schraubte sich hoch als geheul
das sich zum himmel erstreckte
die welt dreimal umkreiste
um schließlich im schlamm
zu ersterben
ich wollte von liebe dir sprechen
heiß drang der atem ans licht
wind fuhr durch entblätterte birken
riss meine worte mit sich
trug sie in die arktische wüste
zurück blieb zerfetztes geflüster
du hörtest es einfach nicht
ich wollte dich gerne umarmen
die pflichten schnürten mich ein
straff steckte ich in der rüstung
ich sah dich durch mohnfelder laufen
im lächeln die lippen geteilt
und ich, ja ich blutete aus
Lutz Sehmisch
Auferstanden nun
Meine Schmetterlinge segeln
wie losgelöste Blüten der goldenen Blume
konblumenblau
in ein Wasser getaucht
und
auferstanden im Fliegen
hauch-geädert, pudrig
so sonnenleicht, durchsichtig fast.
Sie singen ein neu empfangenes
Schöpfungslied.
Ich höre
horche
fast
erlöst bin ich
nun.
Regina Elfryda Braunsdorf
Januar 2013
finis terra
Am kohlschwarzen Strand
Angebote aus Übersee
Erheiternde Wiedergänger
Die Straßen
Grellweiß und Himmelblau
Clownerien
Gestrichener Geschichte
In Genen und Gesichtern
Resignation der Vertriebenen
Rom schweigt dazu
Und lässt die Glocken läuten
Lutz Schneider
Trauer
Nie werde ich
mit einer Kerze
in der Hand
aus der Kirche treten.
Mit Gleichgesinnten marschieren,
dem Gegner in die Augen blicken
und hoffen
auf einen Neubeginn.
Ich war allein
mit meiner Angast,
meinem Schmerz
über den Verlust
einer Illusion.
Simone Friedrich
Oktober 2012
Der Marabu
Als er
Das Aas geöffnet hatte
Vertrieben ihn die Geier
Seht diesen Ketzer an
Weidet am Tode sich
Den Hals kriegt er nicht voll
Und gar die Erde selbst
Tritt er mit Füßen
Lutz Schneider
Alles Beten
Alles Beten hat nichts gebracht
selbst der Regen brennt
um mich herum Ruinen
unter den Füßen knirscht die letzte Glut
im Wind weht die letzte Asche
der letzte Funken Hoffnung
zerbrennt auf der Haut
meine Sinne gekleidet
ins schwarzen Gewand des Gevatters
erklingen die letzten klagenden Schreie
in meinen Ohren
Ch. Pfeiffer
Mein Herbst
Die Sonne scheint nicht für
mich
Worte erreichen mich nicht
Schmerz hüllt mich ein
bin kraftlos, müde und leer
wohin ich geh
ich weiß es nicht mehr
Sarah Sendler
JoHanne Jastram
Nur
wer achtsam ist
mit den Vögeln
mit den Tieren
mit der Landschaft
mit anderen
achtet sich.
Annemarie Lenkeit
In meiner hohlen Hand
sammeln sich Regentropfen
zu einem winzigen See,
laufen über,
trommeln auf die Tischplatte,
verlieren den Halt,
gleiten auseinander,
fallen auf Gläser, Halme, Disteln
und
auf meine nackten Füße.
Über mir der samtgraue Himmel -
Die Füße aber
stecken im Feuer.
Annemarie Lenkeit
... und das ist das Schwere
wenn geliebte Menschen gehen,
bleiben uns
nur
eine letzte Blume
und
die Zwiesprache
in der Stille
Schmerz
Nadelstiche
lähmen
beugen
zwingen zu Boden
Lutz Sehmisch
Abschied 2
Silber steht in den Wolken
Rauch über der Stadt
Gesichter im Wind
Und Parks voller Schatten
Silber steht in den Wolken
Röte am Horizont
Wo die Stadt
Und die Stille
Verblassen
Lutz Schneider
Märzmond
Im ersten Licht
Wird das Gras wachsen
Und der Wind wird Staub
Auf die Pfade weh’n
Dann ist jeder Schritt neu
Und das Gras wird wachsen
Das Licht wird sein
Und die Lieder der Vögel
Am Weg
Lutz Schneider